Jeremy Knox
Senior Investment Director, Private Equity bei Schroders Capital
Mai 2024| 11 Minuten Lesezeit
Co-Investments sind ein einzigartiges Segment von Private Equity, das immer mehr Investoren anzieht. Hier erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, um eine Anlage in Co-Investments zu tätigen.
Wir stehen am Anfang einer anspruchsvollen Zeit für Investoren. Da die traditionellen Investmentansätze zunehmend hinterfragt werden, suchen Anleger nach weiteren Möglichkeiten, ihr Portfolio zu erweitern. Immer mehr Anleger erkennen dabei Private-Equity-Co-Investments als vielversprechende Option, die Diversifikation ihres Portfolios zu verbessern und die risikoadjustierte Rendite zu optimieren.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Co-Investments funktionieren, wie der Investitionsprozess des Investors aussieht, und warum sich Chancen beim Investment ergeben und welche Risiken zu beachten sind.
Co-Investments sind Direktinvestitionen, die gemeinsam mit einem Private-Equity-Manager (General Partner oder „GPs") in ein Portfoliounternehmen getätigt werden. Diese Investitionen erfolgen in der Regel in Form von Minderheitsbeteiligungen und können, je nach Größe des Co-Investors, erweiterte Kontroll- und Informationsrechte bieten.
Co-Investments können eine zusätzliche Diversifikation über Manager, Sektoren, Strategien und Regionen und sogar einen höheren Grad an Selektivität bei der Bewertung von Transaktionen im Vergleich zu anderen Private-Equity-Ansätzen bieten. Sie ermöglichen es ihren Investoren zudem, sich aktiver in die Unternehmen einzubringen, angefangen bei den betrieblichen Abläufen bis hin zu Nachhaltigkeitsfragen und -verhaltensweisen.
Eine typische Co-Investment Struktur
LP
Commitment
Co-Investment
Beteiligung
Der Prozess von besteht aus vier Schritten, die für eine erfolgreiche Durchfuhrung entscheidend sind.
Der Co-Investment Prozess im Überblick
Sourcing
Due Diligence
Ausführung
„Post-Closing”
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In der Sourcing-Phase arbeiten Co-Investoren (Limited Partner oder „LPs") und Private-Equity-Manager daran, vielversprechende Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren, die ihren Investitionszielen entsprechen. Private-Equity-Manager spielen eine große Rolle in der Sourcing-Phase, da sie aus verschiedenen Quellen in ihren Branchen-Netzwerken und/oder über traditionelle Kanäle (z.B. Investmentbanken) Opportunitäten generieren. Co-Investoren tragen zu diesem Prozess bei, indem sie auf ihre eigenen Netzwerke und Marktkenntnisse zurückgreifen und eng mit ihren GPs zusammenarbeiten, um Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren.
Sobald eine überzeugende Investitionsmöglichkeit identifiziert ist, beginnt die Phase der Due Diligence. Dazu gehört eine umfassende Bewertung des Zielunternehmens, welche die Finanzlage, die Effizienz auf operativer Ebene, die Wettbewerbsposition und die künftigen Wachstumsaussichten mit einbezieht. Die Co-Investoren nutzen in Zusammenarbeit mit dem Private-Equity-Manager ihr gemeinsames Fachwissen, um Investitionen zu prüfen und sicherzustellen, dass sie ihren eigenen Investitionskriterien und ihrer Risikotoleranz entsprechen. Eine gründliche Due Diligence ist unerlässlich, um potenzielle Fallstricke zu vermeiden und die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Ergebnisses des Co-Investments zu erhöhen.
Nachdem die umfassende Due Diligence abgeschlossen ist und die Investitionsgenehmigung durch das Investment Committee erteilt wurde, geht der Co-Investment-Prozess in die Ausführungsphase über. In dieser Phase arbeiten die Co-Investoren und die Private-Equity-Manager zusammen, um die Transaktion zu strukturieren und den Erwerb des Zielunternehmens abzuschließen. Die Ausführung umfasst eine Reihe kritischer Schritte, einschließlich der rechtlichen Dokumentation, der Governance-Vereinbarungen und des Abschlusses der Finanzierung.
Die Phase nach dem „Closing" ist ein aktiver, fortlaufender Prozess, der sich über die gesamte Lebensdauer der Investition erstreckt. Zu den wichtigsten Aspekten während der „Post-Closing"-Phase gehören neben dem KPI-Monitoring auch das Engagement auf Vorstandsebene (in der Regel über Aufsichtsrats- oder „Observer-Sitze" für große Co-Investoren), die Interaktion mit dem federführenden GP sowie die strategische Wertschöpfung.
Durch ein gründliches Verständnis der einzelnen Elemente des Co-Investment-Prozesses können sich Investoren besser auf die Herausforderungen bei jedem Schritt sowie auf die Chancen zur Wertschöpfung einstellen.
Co-Investments in Private Equity sind kein neues Phänomen, sondern bereits seit Jahrzehnten Teil der Private-Equity-Landschaft. In der Vergangenheit war diese Art von Investitionen großen institutionellen Anlegern vorbehalten, die über das Kapital und Netzwerk verfügten, um neben Private-Equity-Firmen selbst in Portfoliounternehmen zu investieren. Mit der Weiterentwicklung des Private-Equity-Marktes sind Co-Investments jedoch für ein breiteres Spektrum an Investoren zunehmend zugänglich und attraktiv geworden.
Betrachtet man aktuelle Trends und Statistiken, so wird deutlich, dass Co-Investments in Private Equity stark im Kommen sind. Sowohl das Transaktionsvolumen als auch der Wert von Co-Investments haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Laut Preqin hat sich das Fundraising für Co-Investmentfonds von 2012 bis 2022 verzehnfacht. Zudem ergab eine aktuelle Umfrage, dass 59 % der LPs planen, ihre Allokationen in Co-Investments in den kommenden zwei bis drei Jahren zu erhöhen. Dieses Wachstum ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, etwa den Wunsch der Investoren nach mehr Kontrolle über ihre Investitionen, das Potenzial für höhere Renditen und die Diversifikation des Portfolios.
Private Equity-Co-Investments bieten mehrere Vorteile. Einer der attraktivsten ist das Potenzial für höhere Renditen. Indem neben Private-Equity-Fonds direkt in Portfoliounternehmen investiert wird, können Co-Investoren häufig die mit Fonds-Investitionen verbundenen Managementgebühren und „Carried Interest” vermeiden. Dadurch geht ein größeres Teil der Investitionsrendite direkt an den Co-Investor. Co-Investments bieten oft erstmaligen Zugang zu einzigartigen Investitionsmöglichkeiten. Viele Private-Equity-Transaktionen, insbesondere im mittleren Marktsegment, werden nicht breit vermarktet und sind oft nur für eine ausgewählte Gruppe von Investoren zugänglich. Durch Co-Investments erhalten Investoren Zugang zu exklusiven Möglichkeiten in wachstumsstarke Unternehmen, die abseits der von der Masse „ausgetretenen Pfade” liegen.
Ein weiterer bedeutender Vorteil ist die Interessenkongruenz mit den GPs, welche auf der engen Beziehung zwischen GPs und Co-Investoren beruht. Private-Equity-Manager und Co-Investoren verfolgen in Co-Investments gemeinsame Interessen und Ziele. Diese Interessengleichheit ist in mehrfacher Hinsicht von Vorteil. Erstens stellt sie sicher, dass alle Parteien auf dasselbe Ziel hinarbeiten: die Maximierung des Investitionswerts. Dieses gemeinsame Interesse fördert ein kooperatives Umfeld, in dem Entscheidungen im besten Interesse der Investition getroffen werden und weniger Interessenkonflikte entstehen. Zudem fördert die Interessengleichheit die Transparenz. Dadurch, dass alle Beteiligten auf dasselbe Ziel hinarbeiten, besteht ein gemeinsamer Anreiz für eine offene Kommunikation und eine klare Berichterstattung.
Außerdem können LPs durch Co-Investments eine noch engere Beziehung zu GPs aufbauen. Dies kann zu einem besseren Zugang zu Primary- und Secondary-Investitionen und zu einem tieferen Verständnis ihrer Investitionsprozesse führen.
Gerade kleinere, mittelständische Unternehmen werden oft übersehen, obgleich sie das Rückgrat der Wirtschaft darstellen. Es umfasst in der Regel Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen zehn Millionen und einer Milliarde Euro. Diese Unternehmen sind in einer Vielzahl von Sektoren und Regionen tätig, was den Mittelstand zu einem vielfältigen und dynamischen Segment macht.
Investoren beschränken sich bei Investmententscheidungen häufig auf die bekannten großen Fonds, die sich auf den Erwerb größerer Unternehmen fokussieren. Dies ist teilweise durch deren bessere Zugänglichkeit zu erklären. Häufig bieten jedoch Investitionen in kleine und mittelgroße Unternehmen attraktivere Anlagemöglichkeiten und größeres Potenzial. Es gibt mehrere Gründe, warum diese Anlagen eine bessere Performance erzielen können:
Darüber hinaus wird laut Pitchbook die Mehrheit an Unternehmen, die im kleineren und mittleren Segment verkauft werden, von Familien oder Unternehmern veräußert, die oft nicht ausschließlich eine Optimierung des Verkaufspreises anstreben. Ein starkes und vertrauenswürdiges Team, welches das Unternehmen künftig führt, ist ebenfalls von großer Bedeutung.
Niedrigere Kauf-Multiples im Mittelstand schaffen attraktive Multiple-Arbitrage-Möglichkeiten
Große Buyouts: > 1 Mrd. USD / EUR Unternehmensbewertung
Kleine Buyouts: < 1 Mrd. USD / EUR Unternehmensbewertung
Darüber hinaus bieten mittelständische Unternehmen Möglichkeiten zur Transformation durch strategische, operative und finanzielle Verbesserungen. Erfahrene GPs können ein gut positioniertes Unternehmen übernehmen und eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, die den Wert steigern können. Beispiele für solche Aktivitäten sind:
Diese Faktoren ermöglichen die Anwendung entscheidender Hebel für die Private-Equity-Wertschöpfung und können zu einer attraktiven Rendite für die Anleger führen. Führende Manager in diesem Segment sind in der Lage, die Unternehmen beim Exit für ein breites und zahlungskräftiges Käuferklientel (z.B. für größere Private-Equity-Fonds oder strategische Käufer) zu positionieren.
Die Umsetzung einer erfolgreichen Co-Investment-Strategie erfordert sorgfältige Überlegungen und Planung. Neben der Identifikation von attraktiven Investitionsmöglichkeiten ist es wichtig, Infrastruktur, Prozesse und Partnerschaften aufzubauen, um Investitionen effektiv verwalten zu können.
Erstens müssen LPs resp. Kapitalgeber ihre eigene Expertise und Ressourcen einschätzen. Co-Investments erfordern ein gewisses Maß an Fachwissen und Engagement, da die Investoren potenzielle Investitionen bewerten, Vertragsbedingungen aushandeln und eventuell auch eine aktive Rolle bei der Beaufsichtigung des Portfoliounternehmens einnehmen müssen. Die Investoren müssen auch ihre Risikotoleranz und ihre Anlageziele beachten, da diese entscheidend dafür sind, welche Art der Co-Investment-Möglichkeiten sie verfolgen.
Gängige Umsetzungsoptionen von Co-Investitionen, Erwägungen bei der Umsetzung
Niedrig
Ressourcenintensität
Hotch
Einflussnahme der
LP
/ Investoren
Niedrig
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Co-Investmentfonds
Investition in einen Co-Investmentfonds. Dieser Ansatz bietet Vorteile durch einen gebühren-effizienten und diversifizierten Fonds, der das Fachwissen und die GP-Beziehungen eines erfahrenen LP/Co-Investors nutzt. Allerdings bietet er auch weniger Kontrolle, da der Prozess der Portfoliokonstruktion an einen professionellen Fondsmanager ausgelagert wird.
Vorteile:
Hohe Diversifikation
Nutzung der Expertise / GP-Beziehungen
Gebühren-effizient
Nachteile:
Fehlende Ermessensfreiheit
Mandate / Joint Venture
Aufbau eines gemeinsamen Mandats oder Joint Ventures mit einer erfahrenen Private-Equity-Firma. Es kann eine sinnvolle Möglichkeit sein, das Fachwissen und die Ressourcen eines erfahrenen Investors zu nutzen, während ein gewisses Maß an Kontrolle und Einfluss auf den Investitionsprozess beibehalten wird.
Vorteile:
Individuelle Anpassungsmöglichkeiten
Nutzung der Expertise / GP-Beziehungen
Strukturierung
Nachteile:
Entscheidungsfindung
Direktes, eigenes Co-Investment Programm
Aneignung von eigenem Fachwissen und Aufbau eines Portfolios an Co-investments. Dieser Ansatz bietet zwar das größte Maß an Kontrolle, erfordert gleichzeitig jedoch erhebliche Ressourcen und Fachkenntnisse.
Vorteile:
Portfoliokonstruktion
Verstärkung von GP-Beziehungen
Nachteile:
Aufwending und komplex
Geringe Diversifikation
Co-Investments bieten erhebliche Vorteile, sind aber auch mit einer Reihe von Risiken verbunden. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass Co-Investments fundierte Fachkenntnisse und ein großes Maß an Sorgfalt erfordern. Co-Investoren müssen in der Lage sein, potenzielle Investitionen zu bewerten, Vertragsbedingungen auszuhandeln und Investitionen nach ihrem Erwerb zu verwalten. Dies erfordert ein tiefes Verständnis der jeweiligen Branche, des Zielunternehmens und der Marktdynamik im Allgemeinen.
Zudem erfordern Co-Investments häufig einen erheblichen Einsatz von Zeit und Ressourcen. Im Gegensatz zu traditionellen Fondsinvestments, bei denen der Fondsmanager den größten Teil des Investitionsprozesses abwickelt, müssen Co-Investoren oft aktiv beteiligt werden. Dies kann für Investoren, die nicht über die erforderlichen Ressourcen oder Fachkenntnisse verfügen, eine Herausforderung darstellen.
Co-Investments bergen zudem unternehmensspezifische Risiken. Wenn sich das Portfoliounternehmen nicht gut entwickelt, kann sich dies auf die Rendite des Co-Investors auswirken. Darüber hinaus können Co-Investments auch zu einem Klumpenrisiko führen, falls der Anleger einen erheblichen Teil seines Portfolios in ein einziges Unternehmen oder einen einzigen Sektor investiert.
Trotz dieser Herausforderungen und Risiken gibt es Strategien, mit denen diese gemildert werden können. Ein wichtiges Element ist die Diversifikation. Indem Investitionen auf mehrere Unternehmen, Sektoren und Regionen verteilt werden, können die Investoren ihr Exposure in einer einzelnen Position verringern. Eine weitere Strategie ist die Zusammenarbeit mit einer erfahrenen Private-Equity-Firma oder einem Co-Investmentfonds. Diese Partner können das notwendige Fachwissen und die Ressourcen bereitstellen, um den Investitionsprozess effektiv zu verwalten.
Es gibt keinen allgemeingültigen Ansatz für die Umsetzung einer Co-Investments-Strategie. Die richtige Vorgehensweise hängt von den Ressourcen, dem Fachwissen, der Risikotoleranz und den Anlagezielen des Investors ab. Unabhängig vom gewählten Ansatz ist jedoch festzustellen, dass Co-Investments für Investoren, die höhere Renditen und eine Diversifikation ihres Portfolios anstreben, eine vielversprechende Investitionsmöglichkeit darstellen.
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